Was ist transgenerationale Weitergabe von Traumata?

In diesem Blog-Artikel findest Du ..

Einleitung

Während eine Gruppe Frauen ihr Ahnen-Trauma Transformation-Coaching „Leichter Lebensfluss“ diese Woche bei mir beendet, beginnt in der Ukraine ein weiterer, unsinniger Krieg.

Und viele fragen: warum? Wie kann das passieren? Was kann ich tun?

Die Wahrheit ist so einfach wie schwer zu begreifen: Die Wurzel jedes Kriegs ist nicht da draußen. Sondern immer in uns. Und solange die inneren Kriege nicht beendet werden, werden wir auch „da draußen“ weitere Kriege sehen.

Die inneren Kriege werden durch geerbte Traumata angefeuert. All das Ungelöste in meinem Herzen. All das Ungelöste meiner Ahn*innen.

Wusstest Du, dass Hitler einen brutalen Vater hatte, der ihn übelst misshandelt hat? Nein, das ist keine Entschuldigung, aber hoffentlich eine kleine Erklärung dafür, was passieren kann, wenn unverarbeitet Traumata weiter gegeben werden.

Es ist ein furchtbarer Teufelskreis, den wir – die Generation Kriegsenkel – jetzt durchbrechen dürfen.  

Und so schön und wichtig alle Beileidsbekundungen und Hilfsaktionen auch sind. Den größten Friedensdienst kannst Du leisten, wenn Du mit Dir selbst in Frieden kommst. All die Schwere transformierst, die nie Deine war. In ein leichtes und unbeschwertes Leben. Für die, die vor Dir gekommen sind und die, die, nach Dir kommen werden.

Weil ich in diesem Zusammenhang immer wieder höre: Was sind denn eigentlich transgenerationale Traumata, habe ich Dir hier ein paar Informationen für Dich zusammengestellt.

Sollten Fragen zu diesem breiten Thema offen bleiben, dann stelle diese einfach in den Kommentaren. 

Was sind transgenerationale Traumata?

Julia, eine Frau Anfang 50 (Generation Kriegsenkel) hat das Gefühl nicht wirklich in ihrem Leben anzukommen. Schon in ihrer Studienzeit hat sie 5-mal die Wohnung in ihrer Stadt gewechselt. Heute, mit Anfang 50, blickt sie auf ein Leben zurück, in dem sie auch beruflich immer noch nicht das Gefühl hat, angekommen zu sein. Von außen betrachtet, müsste es eigentlich stimmen. Mann, Haus, Hund, die Kinder erwachsen und auf einem guten Weg.

Aber sie fühlt sich so sinnentleert. „Das kann es doch noch nicht gewesen sein“, denkt sie sich immer wieder. Sie überlegt zum x-ten Mal Ihre Stelle zu wechseln.

Bis eine Freundin ihr ein Buch über Kriegsenkel schenkt und sie sich auf Spurensuche in ihre Vergangenheit begibt. In einem Transformation-Coaching mit mir wird, wird sie dann endlich fündig: Ihre Mutter hatte schon als kleines Kind eine traumatische Fluchtgeschichte miterleben müssen. Völlig unbewusst hat sie dieses Muster „immer auf der Flucht zu sein“, von ihr übernommen. 

Wenn Deine Eltern Kinder während des Zweiten Weltkriegs gewesen sind, dann haben sie ziemlich sicher über Monate, manchmal Jahre schwere traumatischer Erfahrungen machen müssen: Flucht, Hunger, Kälte und Vergewaltigungen sind nur ein paar Beispiele von dramatischen Kriegsfolgen.

Trans generationale Traumata bezeichnet die Übertragung von Erfahrungen der Angehörigen einer Generation auf die Mitglieder einer nachfolgenden Generation. Diese Übertragung verläuft unbeabsichtigt und unbewusst.

Unverarbeiteten Traumata, sind Traumata der Seele. Und sie können heute von uns transformiert und ins Licht und die Leichtigkeit gebracht werden. Wir dürfen sie heute auflösen. Wenn wir das nicht tun, dann geben allerdings auch wir sie – unbewusst – an die nachkommenden Generationen weiter. 

Transgenerationales Trauma: Vergewaltigung – Frauen verschweigen ihr Leid

Ich erinnere mich noch ganz genau, als Sabine in einer meiner Kriegsenkel Seminare ihre Geschichte mit dem Kreis geteilt hat. Ihre Mutter wurde mehrfach brutal von den Alliierten Soldaten vergewaltigt. Dann wurde sie schwanger mit Sabine. Sie hat ihre Tochter immer abgelehnt und für ihr Leid verantwortlich gemacht. Nach der Schwangerschaft wurde sie zusätzlich von den Nachbar*innen als Alliierten-Flittchen abgestempelt und musste sich allein durchschlagen.

Allein in Deutschland wurden zu Kriegsende ca. 2 Millionen Frauen und Mädchen (und Jungen) von den alliierten Soldaten vergewaltigt. Aber auch in den Gebieten, die von der SS und Wehrmacht besetzt waren, gab es massive Vergewaltigungen. Ebenso jüdische und Roma Frauen während der Verfolgung und in den Konzentrationslagern. 

Bis heute wird der Schmerz über diese Ereignisse kaum angeschaut, geschweige denn das große Leid aufgelöst und transformiert. Ein großes Schweigen hängt über den Familien und dem ganzen Land. Und somit – transgenerational – an die nächste Generation weitergegeben.

Sabine hatte lange Zeit massive Probleme mit ihrer Mutterrolle. Seitdem wir den Ahnen-Knoten bei ihr gelöst haben, hat sich nicht nur die Beziehung zu ihrer Tochter verbessert, sie hat auch ihre Seelenperle gefunden: sie begleitet jetzt mit viel Herzblut Kinder, die ohne Eltern aufwachsen müssen.

Transgenerationale Traumata: Wenn Mütter als Kinder traumatisiert wurden

„Hört sofort auf mit diesem Krawall, oder es setzt was!“ Dieser Spruch hat sich fest in Brittas Gedächtnis gebrannt. Sie erinnert sich daran, wie sie und die Geschwister eines Tages einfach still geworden sind. Denn ihr Vater konnte richtig bösartig werden, wenn sie mit ihren Geschwistern laut und lebendig durch die Wohnung tobte. Brittas Vater war Kind im zweiten Weltkrieg.

Und später als Erwachsene war Britta dann weiter still. Wenn es darum ging für sich einzustehen, oder Grenzen zu setzen. Wenn es darum ging, einfach mal Spaß zu haben. Ihr Leben wurde mit den Jahren immer grauer und disziplinierter.

Mütter und Väter, die als Kind Opfer von (emotionaler oder anderer) Vernachlässigung wurden, vernachlässigen oftmals auch ihre Kinder. Das ist keine böse Absicht. Es gelingt ihnen einfach nicht, die Gefühle der eignen Kinder richtig einzuordnen und angemessen darauf zu reagieren. Sie haben es dann vermutlich selbst nicht erfahren. Ihre Eltern (Deine Großeltern) waren Erwachsene während des zweiten Weltkriegs.

Weil ihre Eltern (Deine Großelter) auf ihre Gefühle nicht richtig eingehen konnten. Denn auch sie wurden im Krieg traumatisiert und kämpften ums Überleben.

Und auch nach dem Krieg heiß es: Aufbauen und nicht jammern! Keine Zeit für zu viel „emotionalen Kram“.

Die Kriegsenkelin Britta hat sich ihr Leben lang durchgebissen. Sie hat es beruflich weit gebracht. Nach außen hin its sie eine unabhängige, sehr starke Frau. Aber irgendwann bricht sie einfach zusammen. Burnout. 

Nach einem Klinikaufenthalt kommst sie zu mir. Langsam und sehr vorsichtig holten wir gemeinsam eine ganz andere Britta ans Licht. Das verletzte, kleine Mädchen in ihr, dass sich damals zurück gezogen hat. Britta transformiert ihr Ahnen-Trauma und holt sich ihre Leichtigkeit zurück. 

Transgenerationale Traumata: Wir haben geschwiegen, um Dich zu schützen

Sabine war ein lebhaftes Kind mit langen, blonden Locken. Sie erinnert sich daran, wie sie in die Pubertät kam und ihre Mutter sie eines Tages überredet, zum Friseur zu gehen. Dort ließ sie sich einen Kurzhaarschnitt verpassen. Sabine fühlte sich anschließend schrecklich und weiß nicht so recht, warum.

Jahre später sprach sie die Mutter darauf an. Die sagte nur: „Ich wollte Dich schützen.“ „Aber wovor denn?“ „Na, vor den Männern.“ Sabine erfuhr erst sehr viel später – und weil sie nicht lockerließ danach  zu fragen – dass ihre Oma und Tanten Opfer von Vergewaltigungen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg geworden sind. Später wurden sie im Dorf, als Russen-Schlampen beschämt.

Brittas Mutter will sie „vor den Männern schützen“ und schneidet ihr die Haare ab. Obwohl wir keinen Krieg mehr haben und die Gefahr einer Vergewaltigung gesunken ist. Ein Beispiel dafür, wie die Mutter ihre alten Ängste an die Tochter weitergibt. Ohne darüber zu sprechen. 

In der Regel ist es so, dass die Vorfahren ihre Nachkommen nicht schädigen wollen. Sie wollen ihre Traumatisierungen nicht vererben. Ganz im Gegenteil wollen sie oft durch ihr Schweigen die Kinder schützen. Oder sie haben ihre Themen so weit verdrängt (= psychischer Schutzmechanismus), dass sie selbst nicht mehr drankommen.

Das Miteinander von Kindern und Eltern hinterlässt übrigens auch neurobiologische Spuren, so die neueste Forschung. Ein veränderter Stresshormonspiegel kann die epigenetische Programmierung (die genetische Software) eines Kindes verändern.

Transgenerationale Traumata: warum Schweigen so schädlich ist

Wir wissen heute aus der Forschung zu Holocaust überlebenden, warum das Schweigen über schlimme Erlebnisse so schädlich ist. Bei der nächsten oder übernächsten Generation können im schlimmsten Fall psychisch-bedingte Krankheiten auftreten.

Oder Lebens-Themen nach-erlebt werden, die mit der Person gar nichts mehr zu tun haben. Alles, was seelisch-psychisch nicht aufgearbeitet wurde (z. B. die Kriegstraumata Deiner Eltern), liegt dann wie eine große Bürde auf den Schultern der nächsten Generation. In diesem Sinne sind wir die Enkel des Krieges.

Folgen sind: Alpträume, Depressionen, übernommene Gefühle, Trauer, Hilflosigkeit, Schuld und Scham, …

Und wenn die Traumata nicht aufgelöst werden, dann werden sie an die nächste Generation weiter gegeben. Mittlerweile gibt es schon Gruppen mit Kriegs-Urenkeln, die sich mit der Trauma-Weitergabe ihrer Eltern beschäftigen. 

Menschen, die vererbte Traumata mit sich herumtragen, haben das Gefühl, als ob ein unsichtbares Gummiband sie von einem leichten und befreiten Leben abhält. Doch das muss nicht sein. Du kannst Dein Ahnen-Trauma transformieren.

In meinem gratis Workshop erfährst Du mehr darüber:

Offener Workshop 10. März 2022: Transformiere Deine innere Schwere in einen leichten Lebensfluss

Wie Du den Schlüssel für mehr Leichtigkeit in Deiner Vergangenheit und den Ahnen-Traumata findest.

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Dr. Iris Wangermann

Wer schreibt hier eigentlich?

Hallo, ich bin Iris – Diplom-Psychologin, Deutsch-Österreicherin, Seelengärtnerin, Brückenbauerin, Friedensforscherin und Macherin in Köln. Ich bin Expertin für Transformationsbegleitung in der Natur und liebe es unter freiem Himmel zu schlafen. Mehr über mich erfährst Du hier.

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