Was sind eigentlich Übergangsrituale?

Was sind eigentlich Übergangsrituale?

Der französische Ethnologe Arnold van Gennep* hat den Begriff Übergangsritual geprägt. Die Aufgabe von Ethnolog*innen ist es, die Vielfalt von menschlichen Lebensweisen zu beobachten. Und Herr von Gennep hatte beobachtet, dass Menschen im Lauf ihres Lebens zahlreiche Übergänge zwischen zwei Lebensstationen durchlaufen. Also zum Beispiel zwischen …

  • Kindheit und Pubertät
  • Pubertät und Erwachsensein
  • Single und verheiratet
  • Verheiratet und Elternschaft
  • Verheiratet und geschieden
  • Erwachsene und Älteste

Diese Übergänge sind – vor allen in den nicht-industrialisierten Gesellschaften – ein fester Bestandteil des sozialen Lebens. Sie werden rituell und immer in der Gruppe begangen.

Die Zeit dazwischen

Nicht industrialisierte, naturverbundene Kulturen wussten, dass es für das Überleben von Gemeinschaften/Gesellschaften überlebensnotwendig ist, dass ihre Mitglieder sicher von einer Lebensstation in die nächste kommen. Wie Du Dir sicher vorstellen kannst, kann es sich keine Gesellschaft erlauben, nur aus pubertierenden Jugendlichen zu bestehen.

Zwischen diesen beiden „Zuständen“ (also z.B. Pubertät und Erwachsensein) gibt es einen undefinierbaren Zwischenzustand, eine Dazwischen- oder Schwellenzeit. Diese Übergangszeit wurde als kritisch oder schützenswert angesehen. Denn zu dieser Zeit mussten von der Person im Übergang bestimmte Prüfungen abgelegt und Wissen erworben werden, damit diese sich auch als würdig und bereit für die nächste Stufe erweist. Etwa das Wissen, was es heißt, die Rolle einer Frau oder eines Mannes in der Gesellschaft einzunehmen. Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten damit einhergingen.

Die bereits in die nächste Lebensstufe initiierten Erwachsenen waren als wichtige Zeug*innen dabei. Die Gemeinschaft diente als sicherer Container, der die Initiand*innen gehalten hat.

Die Phasen in einem Übergangsritual

Gennep hat weltweit zahlreiche, indigene Kulturen untersucht und dabei beobachtet, dass deren Übergangsrituale in der Natur alle einem ähnlich strukturierten Muster folgen:

  1. Ablösungsphase
  2. Schwellen- oder Zwischenphase
  3. Integrationsphase

In jeder Phase gibt es Riten, um den Übergang zu unterstützen:

  1. Riten der Trennung
  2. Schwellen- und Umwandlungsriten
  3. Wieder Eingliederungsriten

Prüfungen für Initiand*innen

Die Initiand*innen mussten also eine ganze Reihe Riten durchlaufen und Prüfungen bestehen. Diese bestanden auch aus Aufgaben, die sie an ihre körperlichen, mentalen und psychischen Grenzen brachten – wie langes Fasten, über Nacht vergraben werden, oder tagelanges Tanzen, bis der Körper vor Erschöpfung kollabierte.

Der Tod war immer präsent, zu dieser Zeit. Diese Aufgaben dienten dazu, das aktuelle Verständnis des eigenen Selbst radikal zu verändern, indem es auf etwas Größeres trifft, dem es sich hingeben muss. Dieses Andere war so groß, dass man sich ihm mit keiner körperlichen Anstrengung oder Kontrolle widersetzen konnte. Und das war auch notwendig, denn nur, indem das alte Selbst, das Ego stirbt, kann es in die neue Geschichte und Rolle geboren werden. Denn nur dann gibt das Ego nach und gibt der Seele Raum zu sprechen.

In diesem Sinne stirbt das alte Selbst der Initiand*innen und wird in eine größere, kosmische Geschichte und Identität wiedergeboren. Dabei waren in indigenen Kulturen Initiationen niemals etwas Individuelles. Es ging hier immer darum, ein Stück von sich zu opfern, zum Wohle der Gemeinschaft.

Wozu denn Übergangsrituale in der heutigen Zeit?

Erinnerst Du Dich noch an Deine Pubertät? Schräge Zeit, richtig? Was musstest Du damals eigentlich machen, um erwachsen zu werden? Gab es einen Ritus, der Deine Realität verändert und das Bewusstsein über Dein Selbst radikal verändert hat? Hattest Du das Gefühl, auf einmal war nichts mehr wie vorher? Und war es klar, dass Du nun Erwachsene bist und keine Jugendliche mehr? Hast Du dabei in der Tiefe erfahren dürfen, was Dein Platz und Deine Rolle in der Gemeinschaft ist? Hattest Du eine Gemeinschaft, die Dir das bestätigt hat? Wusstest Du genau, was Deine ureigenen Qualitäten sind, die nur Du hast?

Kennst Du heute eigentlich Deine Seelen-Aufgabe? Deinen Seelen-Call? Dein großes Warum?

Den meisten Menschen in den industrialisierten Kulturen geht es wohl wie mir: Ich musste einfach meinen 18. Geburtstag absitzen und galt dann als Erwachsene. Ich hatte aber keinerlei Ahnung, was das jetzt bedeutet, geschweige denn eine Idee davon, was denn jetzt meine Rolle und Verantwortlichkeiten dabei waren. Und ich war zutiefst traurig, weil mir niemand erklären konnte, warum ich eigentlich hier bin und wie ich das herausfinden sollte. Ich fühle mich ganz schön verloren.  

Und dann hatte ich einen traumatischen Übergang in das Erwachsenenleben. Es gab in meinem Inneren einen Versuch der Selbst-Initiation. Was – ohne Container – kläglich gescheitert ist.

Was haben Übergangsrituale und Traumata gemeinsam?

Aufgrund der Weitergabe transgenerationaler Traumata haben viele Kriegsenkel*innen selbst in ihrer Kindheit zahlreiche traumatische Erfahrungen gemacht.

Auch ein Trauma ist eine Art Übergangsritual. Oder eher gesagt eine heftige und nicht gehaltene, oder später gar gut integrierte Initiation. Denn auch bei einem Trauma erlebst Du …

  • Auf einmal eine völlig andere Realität, außerhalb Deiner Gewohnten. Dein Selbst-Bewusstsein wird radikal verändert.
  • Du hast das Gefühl, dass nichts mehr so sein wird, wie es vorher einmal gewesen ist.
  • Du kannst zu Deinem alten Selbst und Deinem alten Leben nicht mehr zurückkehren, denn Du bist radikal verändert von dieser Erfahrung.

Was fehlt bei einem Trauma?

Es gibt einen Unterschied zwischen einem Übergangsritual und den traumatischen Erfahrungen vieler Kriegsenkel*innen. Er liegt darin, dass es keinen sicheren Container gibt, in dem die Initiationserfahrung – sicher gehalten von der Gemeinschaft – eine tiefere Bedeutung und Sinn gegeben wurde.

In der heutigen Zeit gibt es an unsere moderne Zeit angepasste Übergangsrituale in der Natur, die das Ego herausfordern und Dich dabei unterstützen, Deine alte Geschichte endlich gehen zu lassen. Und einen Raum aufmachen, in dem Du erfährst, was Deine Seele eigentlich in diesem Leben mit Dir vorhat.

 

Bei meinem Übergangsritual in der Natur für Frauen um die 50 (Finde Deine Seelenperle) lässt Du etwa alte Muster gehen, um befreit Deine neue Geschichte zu schreiben. Dabei erkennst Du Dein tiefstes „warum“ in Deiner größten Wunde und hast nun einen roten Faden, eine Vision, mit der Du ab sofort Deinen Weg gehen kannst. Dieser rote Faden hat nichts mit einem Business-Plan zu tun.

Diese Erfahrung ist nicht für Menschen, die das einfach einmal ausprobieren wollen. Tiefe, innere Prozesse werden angestoßen und Dein Ego herausgefordert. Wenn der Zeitpunkt für Dich gekommen ist, dann wirst Du es wissen. Du kannst Dich auf Finde Deine Seelenperle vorbereiten, indem Du etwa meine anderen Programme nutzt. Wie das Einstiegsseminar, in dem Du Klarheit bekommst, was Dich behindert und im 1:1 Coaching „Leichter Lebensfluss„.

Buche gerne einen unverbindlichen Discovery Call, um herauszufinden, ob das etwas für Dich ist.

* Quellen: Arnold van Gennep (2005): Übergangsriten. 3. Auflage. Campus: Frankfurt/New York.

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Dr. Iris Wangermann

Wer schreibt hier eigentlich?

Hallo, ich bin Iris – Diplom-Psychologin, Deutsch-Österreicherin, Seelengärtnerin, Brückenbauerin, Friedensforscherin und Macherin in Köln. Ich bin Expertin für Transformationsbegleitung in der Natur und liebe es unter freiem Himmel zu schlafen. Mehr über mich erfährst Du hier.

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